– Kooperation fußt auf Gespür und ist Gold wert –
Was Kooperation erfolgreich auslöst und was sie erfolgreich verhindert
Folgendes Setting geschieht tagtäglich:
Man will ein Projekt, Ziel oder Vision auf bestmögliche Art umsetzen.
Erfolgreich. Also gedeihend. Sprich, in bester Kooperation aller Beteiligten.
Oft scheitert es an letzterem.
Wie versteht sich Kooperation?
Nehmen wir das Wort Kooperation und schauen auf seine sprachwurzelige Herkunft, dann fällt sofort ins Auge: Kooperation stammt aus dem Lateinischen (cooperatio).
Es bedeutet: Zusammenwirkung, Mitwirkung, gemeinsame Handlungswirkung.
Bemerkt? WIRKUNG.
Wenn jemand oder etwas auf jemanden oder etwas einwirkt, dann kann das einen förderlichen oder hinderlichen, einen leisen oder gravierenden Effekt haben. Streben wir also Kooperation im besten Sinne an, dann gibt es entsprechende Rahmenkriterien und vor allem gewisse natürliche Voraussetzungen, damit die bestmögliche Wirkung entstehen kann. Es wird nach beispielhaften Settings gefahndet. Und dann wird sich gefragt:
Wann installieren wir das Setting?
Falsche Frage. Hier beginnt eine oft zu beobachtende Fehlleitung.
Das Setting kann nicht installiert werden, sondern die Wirkung einer gelungenen Zusammenarbeit ergibt nach und nach das individuelle Setting. Das kann je nach Gegebenheiten völlig anders ausfallen, als zuvor bei anderen abgeschaut.
Daher entstehen so viele missglückte Kooperationen. Durchaus vermitteln namhafte Analysen eine Vielfalt an Strategien und Maßnahmen erfolgreicher Teams, je nach Ziel, Markt, Produkt, Standort, Kultur und Budget.
Gewiss lassen sich äußere Merkmale für diese Wirkung ablesen (Führung, Auftreten, Rhetorik, Motivationsformate etc.) oder sich an strukturellen Formen ablesen (Hierarchien, aufgabenspezifische Abteilungen, Einführungspläne, Zielvorgaben etc.).
Doch: Wirkung lässt sich nicht einfach kopieren. Auch wenn das praktisch wäre, denn Kooperation ist für jedes Unternehmen Gold wert. Wirkung zu kopieren oder Wirkung künstlich herbeiführen zu wollen verursacht, dass ihre naturgemäße Kraft verloren geht, denn sie entsteht anders.
Wie entfaltet sich diese Wirkung bei uns am besten?
Bessere Frage. Hier kommen wir dem Ganzen schon viel näher.
Wirkung ist wie ein Wesen. Ihre Natur ist einzigartig. Sie entspringt nämlich dem jeweiligen Naturell des Teams. Letzteres entfaltet eine ureigene Art der Kooperation, sinnvolle Formate, passgenaue Dynamiken und Kommunikationsstile für das gemeinsame Gedeihen. Diese Menschen haben sich einander und dem Projekt verschrieben und das in eben jener Reihenfolge.
Was braucht es dafür?
Der Schlüssel liegt in der inneren Haltung. Die Haltung zu den gemeinsamen Werten, zu mir selbst, zu den Anderen, zu der geteilten Vision. Menschen SIND dann die Wirkung. Sie imitieren sie nicht.
Ein solch erfolgreiches Team entwickelt sozusagen einen inneren Spürhund, der Witterung aufgenommen hat von dem, wohin sich das Gesamte und der Einzelne dabei bewegen will. Und so gibt ein jeder Alarm, wenn an einer Stelle die Witterung verloren wurde oder etwas korrigiert werden sollte. Wertschätzend und konstruktiv.
Dieses Gespür für die Komplexität und organische Entfaltung des Projekts sorgt für rechtzeitige Regulation. Man schaut gegenseitig, ob jeder gemäß seiner Kompetenzen und Interessen am rechten Platz agiert. Es können Fehler eingestanden werden, ohne die Angst zu haben, dadurch friehöflich versetzt oder lauthals ausgegrenzt zu werden.
Es gibt einen Boden von Vertrauen und Schutz, es duftet nach Freude und Neugier und es weht der Wind der gemeinsamen Vision durch alle Schritte und Abteilungen. Etwas pathetisch formuliert, aber so fühlt es sich an, wenn man solchen Menschen begegnet.
Der Zaubertrank
Eine solche Kultur wirkt wie ein Zaubertrank. Der Grund ist simpel: Weil es die Natur des Menschen bedient.
Es löst sofort einen Enzymcocktail aus, wenn wir das erfüllt sehen und erfahren, was uns von Natur aus antreibt:
Zugehörigkeit und Beitrag.
Dann entsteht eine unbezahlbar mächtige Wirkung. Sie ist nicht messbar. Sie ist nur erlebbar. Und am Ende auch ablesbar: Auf diese Art haben schon kleinere Teams mit weit geringerem Budget die Ausschreibung gegen große, renommierte Teams gewonnen. Oder Großunternehmen Finanzkrisen gemeinsam nachhaltig bewältigt. Kollektive Intelligenz durch Kooperation ist ein Pulverfass im besten Sinne.
Wenn erst einmal ein solcher Geist im Hause weht, dann können im zweiten Schritt entsprechende Konzepte, Formen, Regeln und Rituale dazu erstellt werden. Dieses Gerüst an Vorgehensweisen erscheint nach außen wie ein mögliches Erfolgsrezept. Der wahre Erfolg aber stammt nicht aus dem Vorgehen an sich, sondern aus dem Zustand der inneren Haltung heraus. Dies kann in kritischen Fällen auch bedeuten, dass Störungen von innen aus dem eigenen Team oder von außen aus dem Marktgeschehen zu konsequenten Entscheidungen oder Trennungen führen, um das größere Ganze gesund zu erhalten.
Wie entwickelt man dieses Gespür?
Deadlines und ein nervöser Aktienmarkt sorgen permanent für Hochdruck und Konkurrenz. Das ist die gegenteilige Kultur zu einer kraftvollen Kooperation, in der ein Gespür möglich wäre. Es wird in der Podiumsdiskussion in Berlin mit Prof. Gerald Hüther, Thomas Sattelberger u.v.a. ebenfalls als solches erkannt. Druck und einseitiger Leistungsvergleich verhindern sozusagen die Wirkung des Zaubertranks.
Die Kompetenz für das Gespür ist in allen Menschen angelegt. Es wird nur verhindert.
Es braucht lediglich ein wiederholte Ritual, das den üblichen linearen Funktionsmodus runter fährt und eine umfassendere Wahrnehmung der Dinge zulässt. Doch den meisten erscheint dies wie eine Zeitverschwendung. Das kommt allen letztlich teuer zu stehen.
Selbst auf den G8 und G20 Gipfeln wird es inzwischen zum Thema:
Die kostbaren Rahmenbedingungen liegen in Achtsamkeit. Warum?
Wer achtsam mit sich, seinen Werten, Ressourcen und ihrer Platzierung ist, achtsam mit Anderen und dem Projekt, dem fallen die Stellschrauben früher auf, die es für das Gelingen zu justieren gilt, als es normalerweise der Fall ist. Es fördert rechtzeitig und angemessen auf die Bewegungen einzugehen. So entsteht ein „Sensing and answering“ (spüren und antworten), wie Frederic Laloux es bezeichnet.
Was heißt das?
Entwickle das Gespür für das jeweilige Gesamtgefüge und seine Einzelteile,
wie alles nach bestem Ausdruck strebt und folge einzeln und gemeinsam handlungsstark.
Dadurch werden neue Märkte erkannt, neue Wirtschaftsformen entwickelt, neue Netzwerke und Kompetenzüberschneidungen kreiert, erweiterte oder andere Einsatzmöglichkeiten und Finanzstrukturen geschaffen, die zu Gedeihen führen.
Es gibt eine Mitbestimmung aller Beteiligten im Unternehmen hinsichtlich mittelfristiger und langfristiger Entscheidungen für den gemeinsamen Erfolg auf operativer, taktischer und strategischer Ebene. Wie unterschiedlich aus solch einer Haltung heraus sich nun bestimmte Synergien und Modelle entwickeln können, wird sehr eindrucksvoll von Augenhöhe in ihren Filmen gezeigt…
Fazit:
Nicht die Wirkung der Kooperation kann kopiert werden, sondern die innere Haltung löst die Kooperationswirkung aus, die wiederum bestimmte Settings entstehen lässt. Die naturgemäße Entfaltung geschieht also umgekehrt.
Eine inspirierende Fragepyramide zu einer gemeinsamen solchen Haltung, auch einer so genannten CS (Corporate Soul), findet sich im Format der sogenannten „Logischen Ebenen“ von Robert Dilts wieder. Hier offenbaren sich die messbaren und unmessbaren Kräfte des Unternehmens hin zu einer gemeinsam geteilten Vision: dem alles umspannende „Warum und wofür?“, das eine gelingende Kooperation nährt.
Kooperation wird auch gern Coworking genannt und entfaltet quasi als Nebeneffekt all das, was für die heutigen globalen Herausforderungen so sehr begehrt wird: Agilität, Innovation, Resilienz, Flexibilität, Kreativität und eben nachhaltiger Erfolg.