Gedeihen mit der Natur als Pausenpower

Wer kennt das nicht: Berufsalltag – strammes Programm, hoher Takt.
Wer kennt das noch: Pause – weiter Programm, immer noch hoher Takt.

Mach es anders.

Wer die wichtigen Momente einer wirklichen Erholung unkompliziert einrichten will, um sich wieder aufzutanken, der wird den immensen Vorteil zu schätzen lernen, den die Natur für einen bereit hält.

 

Die Pause

Pausen sind zum pausieren da. Sie wurden bewusst dafür eingerichtet. Das ist klug.
Denn es ist für das Gehirn und damit für den Körper die Auftankstation, um weiter bestmöglich funktionieren zu können.

Die Pause ist üblicherweise gefüllt mit:
Kantine, Flurfunk, Handy, Smalltalk oder neben einer Nahrungsaufnahme mit weiterer Arbeit. Das Gebäude wird nicht verlassen oder nur in ein anderes gewechselt.

Das ist keine Pause. Das ist nur ein Funktionsmoduswechsel.

Deine Leistung steht in direktem Zusammenhang mit deinem Zustand. Wer im Dauermodus konzentriertes und logisches Denken, Analysieren, Prüfen, Vergleichen und Bewerten abfragt, bewegt sich permanent im hochfrequentigen Beta-Wellen-Bereich im Hirn. Das verursacht im Tagesverlauf stetig mehr Flüchtigkeitsfehler. Man wird ungeduldiger, unkonzentrierter, nachlässiger und gereizter. Dieser überladene Zustand fördert über den Tag letztlich einen steten Leistungsabfall.

Es braucht also den Ausgleich zum konzentrierten Denken, damit das Hirn sich erholen und ausgleichen kann in seinen großartigen Funktionen. „Abschalten“ nennen es viele. Leider schalten dann in der Pause viele Menschen etwas ein und meinen durch diese Ablenkung abzuschalten.

Doch bei dieser Art Pause nähert man sich den Ereignissen wiederum mit dem Verstand und seien es auch nur lustige Posts, Kurzvideos, Nachrichten oder Gespräche. Es mag die heiteren Emotionen wecken, doch das Hirn hatte in seinem ohnehin stark beanspruchten Denkmodus keine Pause, keinen ergänzenden Ausgleich.

 

Die echte Pause

Besser tut dem Hirn (und damit dem Körper) die bewusste Entspannung. Besonders dann, wenn der Takt sehr hoch war. Der Wechsel in einen geistig ruhigen Modus kann zunächst gern einmal misslingen. Das liegt weniger daran, dass man für das Abschalten nicht geeignet ist, denn zum bewussten Innehalten ist jeder Mensch geeignet, sondern die Wahl des Einstiegsmoments, um mehr zur Ruhe zu kommen, mag hier ungeeignet sein.

Es gibt Menschen, denen fällt es schwer sich einmal nur auf das auszurichten, was sie gerade tun. Ihr Geist ist so angeregt oder vielleicht unter Druck, dass ein runterfahren wie unmöglich erscheint. Oder es ist einem unangenehm, gewisse erlernte Meditations- oder Achtsamkeitsübungen in der dortigen Umgebung umzusetzen. Selbst dann, wenn es vom Unternehmen eigens dazu eingerichtete Räumlichkeiten gibt. Diese Verunsicherung wurde in der Feedbackrunde nach dem MDWD (Mindful Deep Work Day) bei der Detecon International in Köln auch offen besprochen.

Da bietet die Natur sich als eine wunderbare Alternative an. Sie hat zwei maßgebliche Vorteile:

Erstens fällt es nicht merkwürdig auf, wenn jemand in Stille auf der Parkbank die Bäume anschaut oder seine Augen zur Sonne hin schließt oder die Blumen, Vögel oder Himmel beobachtet. Wo auch immer der Arbeitsplatz sein mag, es gibt irgendwo immer einen Zipfel an Natur. Sei es ein Bild von ihr, ein Ausblick, eine Blume, ein Beet, Dachgarten, kleiner Vorgarten, Allee oder gar ein kleiner Park oder Springbrunnen. Je genauer wir sie anschauen, achtsam wahrnehmen oder uns von ihr berühren lassen, desto stärker die Ausschüttung im Körper.

Zweitens wirkt die Gegenwart der Natur unwillkürlich auf den menschlichen Körper ein. Hormon- und Enzymausschüttungen finden statt und veranlassen die sofortige, positive Wirkung. Ob wir wollen oder nicht. Es geschieht. Wer sich dann auch noch ganz bewusst auf die natürliche Umgebung einlässt erhöht die Wirkung nochmals.

Warum sich also diesen Power-Cocktail in der Pause entgehen lassen? Schon eine Blume reicht.

 

Wie macht Natur das?

Allein der Duft frischer Luft oder der von Nadelbäumen, Laub, Harz, Blüten, Kräutern und Erde verursacht automatisch die Senkung des Stresshormons (Cortisol), des Herzschlags und Blutdrucks gleichzeitig. Die Terpene (natürlich pflanzlichen Duftstoffe) lösen auch die Ausschüttung des Hormons DHEA aus, das vor Gefäßverkalkung und koronaren Herzkrankheiten schützt.

Es beruhigt das Nervensystem des Sympathikus, das unser alarmiertes Kampf-Flucht-Verhalten steuert. Sogar die Immunzellen NK (natural killer immun cells) als Abwehrkräfte steigen an. Die Alpha-Wellen im Hirn werden stärker messbar, die unsere Entspannung und das Tagträumen repräsentieren. Sie bilden somit das Tor zur Meditation.

Nicht nur Düfte nehmen positiven Einfluss. Auch der Anblick der Natur. Ihre Formen, Farben und deren Kompositionen machen Eindruck auf unsere Sinneskanäle und damit auf Nerven, Hormone und Stimmung. Ein gewisses ästhetisches Empfinden ist im Menschen angelegt über das er innerlich unwillkürlich angesprochen wird.

Überall in der Natur finden sich spiralförmige Formationen, geometrische Anordnungen und die Wiederholung einer bestimmten Struktur in sich selbst und in Bezug zu anderen. Sie werden von unserem Hirn oft als paradoxe Eigenschaften wahrgenommen und erscheinen dem Verstand mehr oder weniger „unbegreiflich“. Damit wird das kreative Unbewusste getriggert und fördert die Erhöhung der Delta-Hirnwellen hin zu intuitiver Wahrnehmung.

Der intensive Blick in eine Blume, auf ein Blütenblatt, auf denWind, wie er das Laub im Kreis tanzen lässt und die Wipfel biegt, auf die Maserung der Rinde und Steine, die spitzzulaufende Tanne neben der glockenförmigen Krone einer Kastanie, auf die Wolkenformationen und das Glitzern von Regentropfen am Blatt – all das ist ein Schauen der Dinge, wie sie gerade sind. Das ist meditativ. Das ist heilsam. Es tankt auf und ändert den vormaligen Modus, Blick und Haltung.

 

Die Wirkung auf die Arbeit

Schön, jetzt habe ich in der Pause versonnen eine Blume angeschaut, und nun?
Was hilft mir das in meinem Job?

Der entspannende Ausgleich macht den Kopf klarer und aufnahmefähiger, als er vorher war. Es fördert das kreative Denken, hebt die Stimmung, bringt die Gelassenheit hervor und steigert die eigene Präsenz.

Es erleichtert Dinge auf den Punkt zu bringen, klarer zu kommunizieren, angemessen zu argumentieren, stimmiger zu handeln und passender auf Menschen einzugehen. Die Auseinandersetzungen verlaufen konstruktiver, die Lösungsfindung enfaltet sich dadurch geschmeidiger und das Miteinander wird stärker wahrgenommen.

Das Wichtigste jedoch: Ein jeder Mensch, ob in niedriger oder hoher Position, entwickelt durch das regelmäßige Einrichten einer solch bewussten Pause stetig den Zugang zu mehr Weisheit im Business. Einer der kostbarsten Aspekte für gesundes Gedeihen und Erfolg.

 

Fazit:

Pausen sind das Pausieren vom Funktionieren.

Die beste Erholung vom permanenten bewussten Denken ist das nicht-Denken, das Tagträumen oder wertfreie Wahrnehmen. Dieser Modus gelingt im Arbeitsalltag am einfachsten mit oder in der Natur. Und in Stille.

Beim Tagesseminar des Netzwerks „Achtsame Wirtschaft“ kamen die Menschen unterschiedlichster beruflicher Herkunft und Position einhellig auf die Idee, statt nur Raucherpausen auch Stillepausen einzurichten. Sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Führungskräfte. Selbst wenn es sich anfangs ein wenig befremdlich anfühlen würde. Doch wer einmal die Wirkung an sich selbst und im Team gespürt hat, wird sie nicht mehr missen wollen.

Federführende Forschungsarbeiten in Japan, Finnland, Korea, Europa, Kanada und USA verdeutlichen den großen Einfluss der Natur auf das menschliche Wohlbefinden. Alles nachzulesen in dem umfassenden Buch „The Nature Fix“ von Florence Williams. Sie hat weltweit die verschiedenen Forschungsinstitute besucht, die den umgehenden Effekt der Natur auf den Menschen wissenschaftlich nachweisen.

Er wird auch Biophilia-Effekt genannt (griechisch: Bios = Leben, Philia = Liebe). Die so genannte „Lebensliebe“  oder eben „Liebe zum Lebendigen“, wie schon Erich Fromm sie nannte. Sie ist also hoch ansteckend. Wer hätte das gedacht…!

Ich wünsche allen eine erfrischende Pause!